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Die Spaltung des Islam

 

 

 

 

Obwohl der Islam und seine Ausbreitung den Eindruck eines unentwegten Siegeszuges vermitteln, ist festzuhalten, dass auch der Islam nach dem Tod Mohammeds kein einheitliches Bild mehr bot. Ebenso wie die christliche Kirche 1054 in die römisch-katholische und die orthodoxe Kirche zerfiel, befand sich auch der Islam in der Glaubensspaltung zwischen Sunniten und Schiiten.

An dieser Stelle soll auf dieses Schisma näher eingegangen werden, da diese Spaltung des Islam einen großen Einfluss auf die Reaktion der islamischen Welt auf den Kreuzzug haben sollte.

Ursprung der Spaltung

Die Spaltung hat ihren Ursprung im Streit um die rechtmäßige Nachfolge Mohammeds. Während die einen als Kalifen (Stellvertreter des Propheten) Abu Bakr, einen engen Vertrauten Mohammeds anerkannten, hielten andere Ali, den Vetter und Schwiegersohn Mohammeds, auf Grund seiner Verwandtschaft für den geeigneten Nachfolger.

Abu Bakr

Mohammed, Kalif Abu Bakr Omar I. und Othman

Ali 

Kalif Ali tötet den Judenführer Mahrab

Tatsächlich wurde Ali später der vierte Kalif. Die Anhänger Alis nannten sich Schiiten (si atu Ali = Partei Ali`s) und erkannten im folgenden nur noch dessen Nachkommen als Kalifen an. Die Gegner bezeichneten sich als Sunniten, da sie sich im Besitz der rechtmäßigen mündlichen Überlieferung glaubten. Als Sunna werden die mündlich überlieferten Aussprüche Mohammeds bezeichnet

Folgen der Spaltung

Später waren insbesondere die abbasidischen Kalifen in Bagdad Verfechter der sunnitischen Glaubensrichtung, da diese Lehre ihnen die Möglichkeit gab, ihre Machtergreifung und die damit verbundene Ausrottung des rechtmäßigen Kalifengeschlechts der Umaiyaden in Damaskus zu rechtfertigen. Die Schiiten wiederum zerfielen in weitere Gruppierungen, da Ali, für dessen Nachfolge ursprünglich gestritten wurde, mehrere Frauen gehabt hatte. Eines einte jedoch alle diese Splittergruppen, nämlich der Glaube daran, dass die Reihe der Imams (Nachfolger Ali´s) eines Tages abbrechen müsse, da der letzte Imam im verborgenen weiterwirke, um als Erlöser (Mahdi) eines Tages die Erde mit Gerechtigkeit zu erfüllen und diese zur Si´a zu bekehren. Streit entbrannte jedoch darüber mit welchem Imam die Reihe abbrechen sollte. Je nach der Zahl der anerkannten Imams unterschied man die "Fünfer"-, "Siebener"- und "Zwölfer"-Schiiten. Den extremen Flügel bildeten hierbei die Siebener Schiiten. Diese sahen im siebten Imam Isma´il den Mahdi und wurden nach diesem auch Isma´iliten genannt.

Durch ihre Verbindung mit den islamischen Zünften und eine sozialrevolutionäre Tendenz in ihrer Lehre gelang es ihnen im Jahr 909 in Nordafrika, das fatimidische Kalifat zu begründen, das ab 973 seinen Sitz in Kairo hatte. Dies stellte den Gegenpol zum abbasidischen Kalifat in Bagdad dar. Doch den Kalifen in Kairo erging es nicht besser als ihren Kollegen in Bagdad. Auch in Kairo gerieten die Kalifen in Abhängigkeit zu Bürokratie und Armee. 1094 ernannte so z.B. der ägyptische Wezir al-Afdal nicht Nizar, den ältesten Sohn des Kalifen zu dessen Nachfolger, sondern die Marionette al-Musta´li, dessen jüngeren Bruder. Auf Grund dieser Intrige entzogen die Ismaíliten den Fatimiden ihre Unterstützung und drifteten weiter in die Extremität ab. Das Schwergewicht der Anhänger verlagerte sich auf den extremen Flügel der Nizariten, deren persische Richtung als Assassinen Berühmtheit erlangten.

Der Name dieser Gruppe geht zurück auf eine Verballhornung des lateinischen Begriffs Hasis (Haschis), der Droge, mit der sich die Sektenmitglieder in rauschhafte Trancezustände versetzten. Unter der Führung eines Großmeisters entwickelte diese straff organisierte Gruppe den Mord zur politischen Waffe und gleichzeitig zur religiösen Pflicht, was selbst Selbstmordattentate ermöglichte. Zu Beginn des 12.Jahrhunderts ließen sich die Assassinen in Syrien nieder und verbreiteten sowohl zwischen den Sunniten als auch den Christen Angst und Schrecken. Da sie befürchteten, durch eine einheitliche sunnitische Front gegen die Christen selbst in Gefahr zu geraten, behinderten sie nach Kräften einen Zusammenschluss der sunnitischen Fürstentümer gegen die Kreuzfahrer.

Aufstieg der Scheldschuken

Ursprünglich wurde die islamische Welt von den Arabern dominiert. Doch gerade als die urwüchsige Kraft dieser Nomadenstämme erlahmte, betraten die Türken aus Mittelasien die Bühne des Mittelmeerraums. Die Türken, zuerst Anhänger eines schamanistischen Glaubens, wurden im 10.Jahrhundert zum sunnitischen Islam bekehrt und besonders der türkische Stamm der Scheldschuken sollte im Kampf mit den Kreuzfahrern eine bedeutende Rolle spielen und eine der Ursachen für die Kreuzzugsbewegung setzen.

Ausbreitung der Scheldschuken

Ausbreitung der Scheldschuken